Der Tag der Behinderten. Noch so ein Tag extra, um an Dinge zu erinnern, die selbstverständlich sein sollten, aber es kaum sind.
Nach wie vor sind Behinderte in unserer Gesellschaft alles andere als integriert. Gerade in Deutschland stehen noch sehr viele Vorurteile im Weg.
Es beginnt bereits vor der Geburt. Mit der Tatsache das man ausgewählt wird, z.B. durch Abtreibung. Oder wenn die Eltern erfahren, sie haben wahrscheinlich ein "Unnormales" Kind. Schon stecken sie in Schubladen, aus denen sie kaum wieder heraus kommen. Die Empfehlungen der Gesellschaft an die Eltern sind teils unglaublich.
Dabei empfinden sich die Betroffenen selbst oft gar nicht als Behindert, aber sehr oft als gehindert. Es ist die Gesellschaft die sie leiden lässt und ihnen u. A. das Gefühl von Minderwertigkeit gibt.
Behinderte kommen gut mit ihrer Behinderung klar. Meistens. Sie lernen mit ihr zu leben. Mal mehr, mal weniger gut.
Ja, sie brauchen oft Hilfsmittel um sich in der Welt der Nichtbehinderten zurecht finden zu können.
Aber gehen wir doch einfach mal einigen Dingen nach, zu diesem Thema.
Gut 90 % der Behinderten bleiben abhängig vom System und kommen nie richtig im Arbeitsmarkt an. Nicht weil sie unwillig sind, oder gar unfähig währen, sondern weil man sie nicht lässt.
Die restlichen 10% haben vorwiegend Berufe im Niedriglohnsektor. Sie sind gering Beschäftigte, einfach beschäftigte und schlecht bezahlt. Kaum einer bekommt die Möglichkeit auch im anspruchsvolleren Arbeitsmarkt sich zu etablieren.
Woran liegt dies?
Erstens, die Ausbildung. Die meisten Behinderten bekommen keine oder eine ungeeignete Ausbildung oder eben eine für den Niedriglohnsektor. Dabei sind sie auch zur Schule gegangen, haben durchaus Abitur, Realschulabschlüsse... nur- diese werden oft nicht als gleichwertig angesehen, da die Meisten auf Spezialschulen gehen und häufig haben diese tatsächlich einen anderen Lehrplan, aber pauschal kann man damit kaum sagen, sie lernen weniger. Es ist sogar so, das sie Lehrpläne ganz wie Nichtbehinderte durcharbeiten, nur die Bedingungen und Ausstattungen in der Schule sind anders. Aber wir müssen tatsächlich noch weiter zurück gehen.
In unserem Lande wird gerne Kategorisiert und sobald ein Kleinkind als behindert eingestuft wird, ist der Weg des 2. Klasse Mensch fast unvermeidlich, weil die Ämter den Eltern kaum eine Chance lassen ihr Kind woanders, als auf einer Spezialschule anzumelden. Ein leidige Erfahrung vieler Mütter und Väter, die selbst nur zu gut wissen, das z.B. körperlich Behinderte nicht zwangsläufig lernschwach sein müssen oder gar dumm sind. Ganz im Gegenteil, ein grosser Teil davon ist sehr wohl in der Lage einen durchschnittlichen Lehrplan zu bewältigen. So währe es eigentlich sinnvoller, wenn unser Land die Integration bereits in den Schulen fördern würde. Aber eigentlich müsste es schon im Kindergarten anfangen, denn dort lässt sich für alle der gemeinsame Umgang am einfachsten trainieren, erlernen und die Vorurteile und Ablehnungen würden gar verhindert werden können.
Ja, es währe schön, wenn man erst einmal schauen täte, was die Kinder können, und dann entscheidet, ob sie die ersten Jahre auf einer Spezialschule gehen sollten und dann auf eine für Nichtbehinderte, oder ob sie gleich auf eine Nichtbehindertenschule gehen können oder ob sie tatsächlich am Besten nur auf einer Schule für Behinderte aufgehoben sind. Ausserdem könnte man damit die Selbständigkeit Behinderter fördern, ihr Selbstvertrauen steigern und den Eltern beibringen, ihre Kinder nicht zu sehr wie rohe Eier anzupacken.
Denn es ist leider wahr, das viele Eltern ihre behinderten Kinder zu wenig in ihrer Selbstständigkeit fördern. Sie werden umsorgt, werden abgeholt und kaum gefördert Dinge alleine zu tun. So können Blinde teilweise auch mit 25 Jahren immer noch nirgends alleine unterwegs sein.
Nun gibt es aber Behinderungen, die eine Spezialschule erfordern, aber deren Kinder genauso klug oder dumm sind, wie alle anderen auch. Dazu gehören Blinde und Gehörlose, wie Schwerhörige. Deren Ausbildung ist als gleichwertig zu sehen, wie der Nichtbehinderter, aber so wird sie selten aufgefasst von Ausbildungsstellen und Arbeitgebern.
Denn das grösste Vorurteil ist: Behindert gleich Dumm!
Was für ein Irrsinn, aber der Staat fördert diesen, denn die Auswahl war und ist sehr beschränkt, was Behinderten an Berufen angeboten oder empfohlen wird, obwohl viele viel mehr können. Sehr viel mehr sogar und wenn die Kinder das Glück haben, Eltern hinter sich zu wissen, die sagen, mach' was du willst und lass die Anderen reden, dann kann es sein, das sie auch lernen was sie wollen und zeigen können, was in ihnen steckt.
Oft heisst das erst einmal gegen einen Berg Vorurteile arbeiten und hoffen das mindestens eine Stimme mehr für die Ausbildung als gegen die Ausbildung von Ihnen ist.
Nehmen wir ein Beispiel aus meiner Berufswelt, der Pflege. Gehörlose und Schwerhörige werden allgemein als vollkommen ungeeignet für den Beruf angesehen und als zu dumm. Fakt ist, das es Blödsinn ist und die Arbeit mit Schwerhörigen, wie Gehörlosen möglich ist. Sicher, nicht in allen Bereichen der Pflege, aber dennoch machbar. Dazu gehört auch das Nichtbehinderte sich auf ein anderes Arbeiten einlassen und auf die Person. Ausserdem, das man endlich vom Denken weg kommt, wenn man z.B. gerufen hat und derjenige reagiert nicht gleich, nicht gleich zu denken, der hat mal wieder nicht gehört, sondern erst einmal davon auszugehen, das er gerade konzentriert arbeitet. Denn bei Hörenden wird automatisch davon ausgegangen, dass der Grund eben darin liegt.
Körperlich Behinderte können nicht soviel schaffen wie gesunde Menschen? Welch ein Irrtum das sein kann. Stimmen die Bedingungen, dann können sie das sehr wohl, aber die Vorurteile hindern sie daran, dies überhaupt zeigen zu können.
Nun haben sie recht, wenn sie sagen das es auch Behinderte gibt, die einfach nicht arbeitsfähig sind, weil sie z.B. mehrfach behindert sind. Stimmt, aber auch sie werden versteckt, gehindert und kaum integriert. Auf Veranstaltungen will man sie nicht haben. Sie werden schief angeschaut, als unangenehm empfunden und das nur weil man im Grunde sich nicht damit auseinandergesetzt hat.
Es ist selten in Deutschland, sie auf Konzerten, Strassenfesten, Vergnügungsparks und dergleichen zu sehen. Obwohl auch sie Freude empfinden können, sich einsam fühlen,wenn man sie alleine und immer in der Stube lässt. Auch sie haben sinnliches Empfindungsvermögen.
Es gibt vorbildliche Länder, in denen diese Menschen als "normal" angesehen werden und Teil der gesamten Gesellschaft sind. Leider gibt es auch viele Länder in denen sie möglichst abgeschoben werde und für die Familie als Schande angesehen werden. Aber ehe wir uns auf diese Länder stürzen, sollten wir es im einem doch eigentlich aufgeklärtem Land schaffen, diese Menschen endlich nicht mehr als 2. Klasse Menschen zu betrachten.
Es sollte möglich sein uns, die Behindert sind, eine Chance zu geben, uns zu beweisen, zu zeigen das wir es sehr wohl können. Selbstverständlich heisst das auch das Behinderte aus ihrem Loch heraus müssen, von sich aus. Es wagen müssen sich zu zeigen und ihr Recht einzufordern. Das bedeutet auch, das Eltern ihre Kinder zu Selbstvertrauen und Selbstständigkeit erziehen sollten. Ohne diese wird es nicht weit kommen.
Die Gesellschaft sollte auch aufhören aus Behinderten immer wieder Opfer zu machen, sie zu solchen zu degradieren, klein zu machen und zudem müssen alle Behinderte sich endlich als Täter ihres eigenen Lebens begreifen.
Einige haben es bereits verstanden, viele aber brauchen den Moment des Erwachens noch. Dafür auch steht der Tag der Behinderten. Er soll dabei helfen.
Licht & Liebe
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