Donnerstag, 8. März 2012

Pop und die Frage nach der Echtheit




Pop- Populismus- mainstream- und die Frage nach der echtheit


English version.. comes in around two days..)
Dem Pop und seinen Darstellern, als auch Darstellerinnen wird oft der Mangel am "Authentisch Sein" vorgeworfen. Da wird einer Lana Del Rey ihre Echtheit abgesprochen, weil sie den Lolitablick nutzt, sich die Lippen hat machen lassen und sich in aufreizenden Posen, langen Fingernägeln präsentiert. Sie sei eine Kunstfigur, wie der Name, der auch nur ein Kunstname ist. Ganz die maximale Poptraumerfüllung?!
Aber machen das nicht alle Popstars so, sich inszenieren und darbieten...?

Liegt es an Madonna, das man dessen überdrüssig ist oder dies so scharf kritisiert, weil man meint Pop müsse ehrlich sein. Warum eigentlich und was ist ehrlich oder besser gefragt, was an der bekannten und offensichtlichen Künstlichkeit, der offensichtlichen Erschaffung eines Images ist unecht?

Pop war schon immer erstens: Mainstream, zweitens Inszenierung, drittens: Image und nicht zuletzt der Verkauf von einem Traum von Gefühlen, echten und unechten, erfundenen und gelebten. Warum dann muss sich die Popindustrie dann für ihre Haltung immer wieder entschuldigen, sich erklären, damit sie als Wert anerkannt wird?

Gilt ein Künstler nur dann als hörenswert, wenn er eine glaubhafte Story zu seinen Liedern erzählt? Doch wie glaubhaft sind denn die Geschichten? Wer ehrlich ist und hinter die Kulissen schaut, der kommt nicht umhin zu bemerken, das bereits von Anfang an Korrekturen vorgenommen wurden, sowohl in der Biografie, als auch im Auftreten.

Sind wir aber heute soweit fortgeschritten, das wir als Kunde diese als solche immer erkennen und wenn ja, warum dann das grosse Geschrei, wenn bekannt wird, das die Dinge anders sind, als angegeben? Jeder der sich nicht offenherzig von Anfang an als Schauspieler im Pop zu erkennen gibt, hat doch am Ende ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und doch, das geschönte Image verkauft oftmals viel mehr Platten, erst recht, wenn die Sänger und Sängerinnen hinter der Oberfläche verschwinden und nur noch Werkzeuge sind- siehe Britney Spears und Rihanna.
Ja, beim Pop geht es in aller erster Linie um Unterhaltung, nicht um Entwicklung, Innovation oder Neues schaffen. Gerade diejenigen, die immer etwas hinter der neuesten Entwicklung stehen, verkaufen sich am Besten. Was Wunder, wenn ein Popstar wie Madonna sich dem Mainstream verschreibt, zumal sie auch noch einen neuen Vertrag zu erfüllen hat, bevor sie sich wieder an Experimente und Innovativem wagen kann.

Aber wie gesagt, Pop ist von Grund auf gar nur zur Unterhaltung gedacht, weniger zum künstlerischen Aufbau, zur Entwicklung... Wer dies möchte hat genügend auf dem Markt zu finden, was ihn dahingehend beeindrucken und begeistern kann.
Warum also denen dies vorwerfen, die dies nicht tun wollen, sondern einfach nur Pop machen und sich damit ihr Geld verdienen? Schliesslich verdienen auch viele am schlechtem Geschmack- ob wir es nun gutheissen oder nicht.
Sind aber deswegen alle diese Fans dumm, hörig und blind? Wohl kaum, denn vielen ist durchaus klar, was der Unterschied ist, zwischen Pop und anderen Genres.

Ja, Pop kann Qualität haben, aber oft ist Pop einfach nur Hülle und Unterhaltung, ganz wie das typische Popcorn-Kino. Mehr will Pop auch in der Regel gar nicht. Nicht zuletzt liegt wohl auch in der Entfernung zur gelebten Realität der Kick. Selbst wenn eine Adele sich zurückhaltend gibt und damit den Anschein des Echten auf eine andere Weise darbietet, so ist dies auch ein Image und sie vielleicht ein Teil davon.
So kann Pop aber auch ein Spektakel auf der Bühne sein, sich inszenieren, Illusionen schaffen, an den Gefühlsrezeptoren drehen und kitzeln. Wo sonst funktioniert die Überhöhung und Übertreibung so reibungslos; lässt sie sich so offensichtlich ausleben und lieben?
Das Unnahbare ist teil des Ganzen und gelegentlich wünscht man sich genau diesen Zustand zurück, wenn Stars in die reale Welt hineinrutschen in der öffentlichen Wahrnehmung.
Was aber erregt die Gemüter dann so? Es ist wohl die Tatsache, dass das spielerische, das Leichte verloren gegangen ist. Nicht zuletzt Madonna kann nicht mehr alle ihre Inszenierungen unter einen Hut bringen. Sie wird zum Abbild, eines Abbildes, einer Diva, die ihre Eigenen Erwartungen nicht mehr erfüllen kann oder will. Das einstweilen schöne Neue, ist zur Jagt nach dem Neuen, dem Nächsten geworden.
Dies gilt aber beileibe nicht nur für Madonna, sonder für das gesamte Popgeschäft der heutigen Zeit. Es wird auf Teufel komm raus produziert und dabei das Innovative aussen vor gelassen, die Zeit die ein gutes Produkt braucht, sich zu entwickeln gekürzt, auf ein Minimum gebracht und das Risiko gescheut. Nichts wird mehr dem Zufall überlassen. Das einst Spielerische, wenn es gut gemacht war, war eben auch Kunst im besten Sinne. Die Tiefenschärfe ist verloren gegangen, sie hat sich verlaufen. Einst haben die Lieder einen noch im Alltag begleitet; jetzt aber ... hört man sie und vergisst sie schnell...leider viel zu oft.... Es gibt Ausnahmen, das ist wahr, aber deren Erfolg ist eher bescheiden und man kann ihnen nur das Glück wünschen, sich weiter zu entwickeln. Vieles spricht dafür, das dies vor allem über die Konzerte gehen wird. So haben Künstler wie Robyn und Co eine Chance uns wieder an den alten Popträumen teilhaben zu lassen, uns ein Lächeln in's Gesicht zu zaubern und an das Leben durch Musik zu glauben.
Heute ist es einfach oft nur noch Handwerk. Was wiederum selbst der jungen Generation auffällt, denn wie sonst ist der Erfolg der 70' 80' und 90' Parties zu erklären, als mit der Erkenntnis, es gab und gibt da etwas, was spass macht und anders ist, sich anders anfühlt.
Aber auch eine Lana Del Ray kann uns wieder Lust auf den Fake-Pop machen, denn wenn man dieses- (ihr) Image so gut hinüber bringt und dann noch auf Elvis steht... ist dies schon eine Leistung, ganz egal, wieviel Hilfe sie dabei bekommen hat.


Love & Light


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