Hat sie wirklich zu Einsparung und Veränderung geführt, zu mehr Wettbewerb und effizienter, billigerer und transparenter Pflege?
Laut der letzten Statistik und diese ist nicht aus den letzten 3-5 Jahren, haben sich die Krankenhausaufenthalte tatsächlich verkürzt von im Schnitt 9,7 Tagen auf 7,8. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen allerdings betragen seit vielen Jahren 2,7% des Bruttoinlandsproduktes.
Klingt das nach Verteilungskampf und Kampf um's Überleben?
Tatsache ist, in den ersten Jahren lässt sich von allen Seiten vorwiegend positives erfahren, aber dann kam das was wir heute immer mehr sehen und sich tagtäglich verschärft. Der grosse Kampf um's Überleben, aber auch die simple Umverteilung der Kosten und Kostenträger.
Dafür spricht allein schon die Statistik.
Ist es nicht ein Widerspruch, wenn es heisst, die Leute sind weniger lang drinnen, aber die Kosten bleiben gleich hoch? Ist es nicht merkwürdig, das die Kosten nicht steigen im Krankenhaussegment, obwohl es immer mehr ältere Menschen mit immer schwereren Erkrankungen gibt und diese auch immer öfter operiert werden und mehr pflege bedürfen?
Und schon haben wir etwas in den Zeilen, was uns auf den rechten Weg zu bringen scheint, auf dem Weg zur Antwort. Die Kosten der Pflege sind tatsächlich reduziert im Krankenhaus, da die Patienten immer früher nach Hause oder in die anschliessenden Einrichtungen geschickt werden. Umverteilung der Kosten auf andere Träger.
Was aber sorgt dafür das die Krankenhäuser gleichbleibend viel an Kosten angeben, trotz moderner Medizin, neuer Regelungen, Personaleinsparungen etc....?
Schauen wir mal näher an's Geschehen.
Teure Geräte werden wir in vielen Krankenhäusern finden, aber sie laufen oft des Nachts gar nicht, weil sie sich nicht rentieren, was dazu führt, das diejenigen die das Pech haben z.b. am späten Abend einen Schlaganfall zu bekommen, nicht untersucht werden und somit kann der Arzt dann nicht mehr viel tun, denn er kann sich keine Information dazu holen, wann der Schlaganfall stattgefunden hat, die er aber braucht, um zu wissen, ob er noch bestimmte Mittel erfolgreich geben kann oder nicht. So bleibt das "Opfer" im Haus, weil es zu spät ist woanders hingebracht zu werden und wird dann entlassen, wenn es Glück hat mit der Verschreibung einer Reha.
Warum wird eigentlich an Personal gespart?
Weil es zu viele Krankenhäuser gibt und das dazu geführt hat, das jeder die besten Fälle haben will und die niedrigsten Kosten erzeugen muss, um im Wettbewerb bestehe zu können, zugleich soll Gewinn erwirtschaftet werden, was aber auch bedeutet, das vermeintlich lukrative Technik bei fast allen steht und viele Operationen durchgeführt werden, auch von weniger spezialisierten Ärzten, obwohl es für viele Erkrankungen Spezialkliniken gibt. Hinzu kommt, das viele Operationen heute an über 70zig Jährigen durchgeführt werden, die man früher vermieden hätte. Wie das klingt doch gut, das auch diese Klientel operiert wird und ihr Recht bekommt?
Nun, dann muss ich genauer werden. Viele wurden früher aus mehreren Gründen nicht oder nicht gleich operiert. Einer davon war, grosse Operationen stehen die meisten in diesem Alter schlecht durch und so kommt es zu Nebeneffekten, wie Wundheilungsstörungen, Zusatzerkrankungen, Entzündungen, Atem- und Kreislaufbeschwerden, Muskelschwund.... Auch tritt nicht immer nach einer Operation in diesem Alter eine wirkliche Verbesserung der Lebensqualität ein. Viele Patienten brauchen andere, neue Medikamente, leiden unter Schmerzen, müssen wiederholt operiert werden oder brauchen Hilfsmittel, die eigentlich vermieden werden sollten mit der Operation. Zudem hat man früher sich mehr die Zeit genommen um zu schauen, ob nicht erst einmal andere Therapien aushelfen und vielleicht sogar das Problem besser beseitigen und gar günstiger und weniger leidvoll sind. So wird heute oft eine Rehabilitierung oder Wiederaufbau "vergessen" anzubieten und einzuleiten. Gerade bei alten Menschen, die häufig z.b. Kniebeschwerden oder Hüftbeschwerden haben, kann man mit einer ordentlichen Physiotherapie, Ernährung und Schmerztherapie mehr erreichen, als mit einer OP, die häufig zu einem verkürztem Bein führt-u.A..
Wie kommt es aber, das sich das so ergeben hat in der Entwicklung der Krankenhäuser?
Krankenhäuser werden nicht mehr mit Tagessätzen, sondern mit Pauschalen bezahlt. Jede Erkrankung, jeder Fall hat eine Zahl und dazu einen Preis der an das Krankenhaus ausgezahlt wird.
Das hängt dann also von der Diagnose ab und wer einmal genauer hinschaut, stellt fest, das die Statistiken einen starken anstieg von schlimmeren Diagnosen zu verzeichnen hat und zugleich eine grössere Anzahl an Heilungserfolgen. Es wird also nach der Variante gearbeitet: "Was ist gut für meine Bilanz?" Das führt z.B. dazu, das der Hausarzt statt Atemwegsinfekt, Bronchitis hinschreibt, das Früchen im Geburtsgewicht niedriger angesetzt werden, als sie es tatsächlich sind. Und das ist auch der Grund warum Schlaganfallpatienten in kleine Krankenhäuser kommen, statt in eine Spezialklinik--- es währe wirtschaftlicher Selbstmord für die Häuser, denn die Pauschale ist sehr gut.
Leider führt das nicht nur dazu, das unzureichend behandelt wird, sondern die Leidtragenden die Betroffenen selbst sind. So wird der Schlaganfall nicht wirklich optimal behandelt, der Betroffene nach Hause geschickt oder in's Heim, ihm dort ein Rollstuhl und Toilettenstuhl organisiert und ein Teil der Lebensqualität genommen, nur damit die Krankenhäuser effektiver sind und effizienter und somit werden die Kosten woanders höher.
Nun wird nicht nur am Pflegepersonal gespart, sondern auch an einer passenden Bezahlung der Krankenhausärzte, die sich zudem noch damit konfrontiert sehen, ob sie Arzt oder BWLer sein wollen und ob sie noch genug für den Patienten entscheiden oder schon nur noch im Sinne des Hauses. Immer öfter müssen Ärzte eine bestimmte Anzahl an Operationen vorlegen, um ihren Job zu behalten, um das Haus im Konkurrenzkampf am leben zu erhalten. Immer öfter sollen sie eine Steigerung der Anzahl der zu behandelnden Fälle vorweisen, was sie gar nicht garantieren können, was eben u. A. dazu führte, das immer ältere Menschen, immer früher und gegen besseren Wissens operiert werden und leiden müssen, denn je älter, des do höher die Sterbewahrscheinlichkeit. Hinzukommt, das viele Therapien länger oder eben nicht so lange geführt werden, wie sie müssten und sollten, da es entweder nicht mehr genug Geld einbringt oder zu teuer wird oder eben, wenn eigentlich der Mensch seine Ruhe haben sollte um zu genesen, er mit Therapien gequält wird und anschliessend stirbt, weil der Körper schlicht überfordert ist. Dessen nicht genug, schicken die Krankenhäuser immer öfter sterbende Menschen nach Hause. Was sich im ersten Moment gut anhört ist oft eine unnötige Qual für die Betroffenen und Heime können mittlerweile ein Lied davon singen, in welchem Zustand ihre Pflegebedürftigen zurück kommen. Nicht selten kommen die Betroffenen in so einem schlechten Zustand in's Heim zurück, das man am liebsten das gesamte Krankenhaus zusammenstauchen möchte, wie man sich hat so etwas einfallen lassen können. Von Pflegebedürftigen die noch innerhalb der nächsten 48 h streben bis hin zu bereits auf dem Weg vom Krankenhaus zum heim verstorbene Fälle ist alles erdenkliche schon geschehen. Warum? Die Statistik! Jeder Tote verschlechtert die Statistik eines Krankenhauses und salopp gesagt ist es so, das jede erfolgreiche Therapie eine zusätzliche Pauschale von 300 Euro einbringt, das heisst auch, schicke ich die Leute nach Hause, gilt es als erfolgreiche Therapie.
Haben die denn kein Mitgefühl mehr? Der Krankenhausalltag stumpft immer mehr des Personals ab, die Streitigkeiten um mehr personal, um die Kosten, um Technik hat dazu geführt, das bereits der nachwuchs lernt... "Halt die Klappe! Kannst eh nichts daran ändern!" Somit fehlt immer öfter das Bewusstsein für Menschlichkeit, Menschenwürde, Achtsamkeit und man rennt immer öfter gegen "Wände". Vom System zurechtgestutzt und vergessen, das sie alle doch etwas ändern können, wenn sie nur wollen, aber dann so mit sich beschäftigt und abgelenkt und sosehr gelernt Blind zu sein, das es ein Jammer ist.
Das Schlimme, jedoch mit Sicherheit das Traurige daran ist, das es eine Gleichgültigkeit gegenüber all dem gibt, obwohl es ihre eigene Zukunft sein könnte. Wollen will die keiner, aber dagegen aufbegehren tut auch keiner.
Gibt es wirklich kein Aufbegehren? Nun ja, es gibt Pflegepersonal das kommt und geht. Es gibt Ärzte die gehen und wer kommt statt dessen? Ärzte aus anderen Ländern, deren Deutschkenntnisse unter umständen mager sind und somit kann dem Patienten auch nicht wirklich geholfen werden und es finden weiter Untersuchungen statt, die man nicht bräuchte, weil man die Dinge gelegentlich anhand einer ordentlichen Befragung erfahren kann. Aber wo sind denn noch erfahrene Ärzte zu finden? Oft ist nur angehendes Ärztepersonal im Haus oder junge ausgelernte Fachkräfte, welche selten auf Erfahrung und Bauchgefühl zurückgreifen können, was aber für eine gute Versorgung so wichtig währe. Daher die vielen Untersuchungen; die Erfahrung vieler, das sie von einem Arzt und Krankenhaus zum Anderen wandern und gegebenfalls unnötige Operationen über sich ergehen lassen müssen, ehe man ihnen wirklich helfen kann.
Hinzu kommt, das aufgrund des Personalmangels, der offiziell nicht vorhanden ist, immer weniger Zeit für Untersuchungen, Besprechungen und Pflege da ist und immer mehr Fehler und Fehlurteile gemacht und getroffen werden. Gleichzeitig soll alles Flexibilität haben, und noch mehr Flexibilität erzeugen, was zu Stress führt, dies zu Überforderung, was die Flexibilität einschränkt, und wenn ich mir die Hausärzte anschaue, die dann Hausbesuche machen müssen, weil die Betroffenen es nicht selber zu ihm schaffen, aber Betreuung brauchen, dann sehe ich dort mehr noch als im Krankenhaus, das das Niveau sinkt und die Zeit die sie für jeden einzelnen haben sich stark mindert. Zudem kommt hinzu das sie immer weniger auf das Pflegepersonal in Heimen hören, wo sie auch ihre Hausbesuche abstatten, die zwar effektiver sind, was die Kosten betrifft, aber nicht weniger Arbeit beinhaltet. Die Abstumpfung des Arztes steigt und die Frustration auch ...und zwar bei allen Beteiligten.
Das System hat aber noch einen Nachteil entwickelt, vor allem für alte Menschen. Sie sind zu teuer und werden rum geschoben oder erst gar nicht aufgenommen. Notärzte müssen sich schon lange mit Tricks behelfen, damit diese Klientel überhaupt eine Notaufnahme finden. Und weil junge Menschen lukrativer sind und weil sie kürzer bleiben und noch mehr wählen können- heisst dieses Klientel wählt eher die privaten Häuser-, gibt es immer mehr private Kliniken, was dazu führt, das die nichtprivaten Häuser immer wieder die teuren Kunden bekommen, weil die Privaten diese ablehnen können. Die Folge ist, der Kampf um's Überleben wird verschärft.
Als Personal von Krankenhäusern hat man zudem noch einen weiteren Partner, der sich nicht um die Belange des Menschen kümmert. Die Verwaltung und Herrschaften der Krankenkassen. Sie interessiert nicht, das du Zeit brauchst, um dem Menschen zu dienen, ihm Sicherheit zu geben und Geborgenheit, denn dies lässt sich nicht abrechnen, geschweige denn standardisieren.
Der Anspruch auf humane Pflege und Versorgung geht also seit Jahren baden.
Auch können Rehakliniken und Heime immer weniger ihre eigentlichen Aufgaben vollbringen, da viele Patienten sich erst einmal erholen müssen, denn sie werden ja viel früher und in instabileren Zuständen entlassen. Nicht selten passiert es mittlerweile, das Pflegepersonal ihre Bewohner schon nach ein bis vier Tagen wieder in's Krankenhaus einliefern müssen wegen akuter Probleme.
Zudem kann die Pflege ausserhalb des Krankenhauses immer seltener erfolgreich mit der Physiotherapie zusammenarbeiten, weil die Betroffenen zu grosse Schmerzen haben und somit nicht mobilisiert werden können. So sind Rehakliniken Puffer und oft auch das Heim oder die Kurzzeitpflegeeinrichtung selbst. Statt das machen zu können, was man möchte, ist man erst einmal damit beschäftigt, die Leidtragenden zu stabilisieren, ehe sie aufgebaut werden können.
Neulich habe ich gelesen, das viele der Beteiligten in diesem System vor allem eine Lösung empfehlen... Weniger Krankenhäuser! Dann könnte der unheilvolle Wettbewerb aufhören und sich jeder wieder auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Reicht das wirklich aus?
Ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht, denn es scheint doch bei allem ein sehr komplexes Thema/ Gebiet zu sein. Aber, ich denke, es wird Zeit sich endlich zu wehren, als Personal, als Arzt und als Betroffener! Wollen wir wirklich so eine Zukunft haben?
Denken wir einmal darüber nach....
LOVE & LIGHT
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