...und wieder einmal besuchte ich die "Alte Nationalgalerie" in Berlin.
Selbstverständlich auch unter: http://www.berlin.de/orte/museum/alte-nationalgalerie/ zu finden. Aber warum geht man dahin? Es ist erstens ein sehr schönes Gebäude und darum herum hat sich viel getan. Vieles ist restauriert und wenn auch immer noch einiges gebastelt wird, da die Museumsinsel, samt Spreekanal wieder einmal generalüberholt werden muss, so ist der Spaziergang dahin empfehlenswert, zumal der Hackesche Markt gleich um die Ecke liegt und der Lustgarten uns bei gutem Wetter zum verweilen vor dem Dom beweget.
Museumsbesuche sind jedoch bekanntlich am schönsten wenn es graues Wetter gibt, Regen hernieder prasselt oder die Kälte einen wenig verleitet, draussen sein Glück zu suchen.
Die Alte Nationalgalerie enthält die Bilder der alten Meister, wie von Carl Blechen, Gustav Blaester, Monet oder Hans Thoma, aber auch Bildern von Karl Friedrich Schinkel- dem berühmten Architekten, dessen Berliner Mitte ohne ihn ganz anders ausgesehen hätte.
Angefangen von Florentinischer Freskenkunst, über italienische Malerei, bis hin zum Expressionismus und der Romantik, findet sich eine wunderbare und abwechslungsreiche Sammlung. Das Schöne ist, das diese zwar einerseits eine Daueraustellung ist, aber dennoch, aufgrund des grossen Fundus der Staalichen Museen, immer wieder einen Austausch der Exponate hat. Sei es weil Bilder verliehen werden oder kleine Einzelausstellungen statt finden.
Aktuell findet eine recht grosse Gastausstellung statt. "Gesichter einer Epoche" gennant. Die Portraits sind von Anton Graff und wahrlich sehr schön und interessant anzuschauen. Die Ausstellung ist in der obersten Etage des Museums untergebracht und das hatte zur Folge, das alles was dort sonst zu sehen ist, weichen musste. Auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite hat man sich die Mühe gemacht, etliche Exponate umzuhängen. Dies war, beziehungsweise ist in meinen Augen ein Glücksfall, denn die neuen Plätze lassen den Betrachter die Bilder und Plastiken in einem anderem Licht sehen und es tat einigen u.A. auch sehr bekannten Gemälden sehr gut. So hängen die Bilder von Caspar David Friedrich jetzt nicht nur enger zusammen, sondern auch vor einer dunkelroten Wand, was ihnen nicht nur mehr Fokus verschafft, sondern ihre Stimmung viel besser auffängt und man die Epoche der Romantischen Malerei besser versteht. Andere Bilder der Romantik hängen jetzt vor einer blauen Wand und auch hier hebt es die Stimmung und den Inhalt viel besser hervor, als vor heller, fast weisser Wand.
Hiermit zeigt sich dem Betrachter auch, was Wandfarben für einen Einfluss ausüben können. Dies wird vor allen auch denjenigen auffallen dürfen, die schon einmal in der Alten Nationalgalerie waren.
Weiteres Beispiel? Die Bilder von Thoma hängen jetzt fast alle dicht nebeneinander und damit hebt sich deren Farbintensität mehr hervor, da sie nicht nach harmonischem Standpunkt, sondern nach Thema gehängt wurden. Was wieder der Vielfalt der Arbeit des Künstlers mehr gerecht wird.
Karl Gussow's Bild "Frau Hedwig Woworskuy" macht sich vor einer cremefarbenen Wand ausgesprochen gut, da es die Farbe ihres Kleides einfängt und weil der Hintergrund im Bild dunkel gehalten ist, leuchtet sie geradezu aus dem Bild heraus einen an. Was auch für das Selbstbildnis von Sabine Graff gilt, welches nun viel lebendiger wirkt. Bisher wirkte sie selbst auf dem Bild eher düster, unnahbar und schien eher zu verschwinden, als sich dem Betrachter zu nähern.
Das Portrait des Malers Carl Schuch, von Wilhelm Trübner 1876 angefertigt, hängt jetzt ganz für sich und kann so die Aufmerksamkeit bekommen, die es wirklich verdient hat, denn es ist die typische Potraitmalerei, mit sehr dunklem, fast schwarzem Hintergrund, nur das sich hier zusätzlich alles um einen dunklen Mittelpunkt in blau/schwarz aufgebaut hat. Eigentlich ist es kein Portrait, sondern ein Ganzkörperbild des Künstlers, in gelassener, scheinbar entspannter Pose, seitlich zum Betrachter gewandt. Man sollte sich Zeit nehmen es zu betrachten, da man dann mehr und mehr entdeckt. Leider ist es so, dass das Licht hier etwas ungünstig fällt, so dass ich empfehle, sich das Gemälde von der Seite anzuschauen.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, das ich gerne auf einige Skizzen von Adolf Menzel verzichtet und lieber einige Exponate aus der obersten Etage dort hängen gesehen hätte. Sosehr einige dieser Skizzen gut die Stimmung auffangen, die der Maler einfangen wollte, sind sie doch nicht so gut, das man sie nicht hätte "opfern" können. Es hängen genug fertige Bilder von dem Künstler in der Nationalgalerie, so das man sich ein Bild seines Schaffens und Könnens machen kann.
Dennoch... nach all den Gemälden und wunderschönen Plastiken, kann man nur immer wieder einen Besuch in der Nationalgalerie empfehlen und wer mag, kauft sich am Ende noch den Katalog der Ausgestellten Werke von E.A. Seemann, denn dieser ist nicht nur nach den Namen der Künstler sortiert, sondern gibt auch einen kurzen und prägnanten Zusatz zu jedem Bild, seiner Entstehung oder Zeit.
So denn ist jetzt genug geschrieben...
Licht & Liebe
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen