Nach all den Postings zu Filmen, wieder einmal eines in ernsterer Angelegenheit.
Immer wieder wird vom Pflegenotstand gesprochen, davon das es Fehler gibt und das soviel Unheil passiert in der Pflege.
Auch geht es an den Menschen immer weniger spurlos vorbei, wie stark die Lobbyarbeit betrieben wird. Zudem, wer die Presse etwas aufmerksamer verfolgt, wird feststellen müssen, wie unterschiedlich die Presse reagiert, aufgrund der Lobbyisten. Da wird einmal für, dann wieder gegen das Pflegepersonal geschrieben zum Beispiel. Mal sind sie die Guten, besonders dann wenn die hohe Politik sich positiv hervor tun möchte, dann wieder sind sie die Schlimmen, brutalen und herzlosesten Menschen, wenn es um die Versorgung der Betroffenen geht. Daraus resultieren dann Ratschläge in den Medien, die selbstredend die Erwartungshaltung der Betroffenen und deren Angehörigen nach oben treibt, welche durchaus nachvollziehbar ist, aber gelegentlich weit über das Ziel hinaus schiesst und man für das vermeintlich viele Geld das man zahlt dann auch die höchsten Leistungen haben möchte.
Beschränken wir uns einmal nur auf die Altenpflege. Hier habe ich gerade Auszubildende in der Prüfung begleitet. Was erwartet denn diese? Wie starten diese in den Beruf, welcher bedeutet das Menschen für und am Menschen tätig sind.
Ab von der Tatsache, das viele junge Leute heute ganz andere Bedingungen in ihrer Ausbildung haben und selber in ihrer Entwicklung ganz woanders stehen als die Generation davor, oder diejenigen, welche noch vor 20 Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Kann man hierzu nur sagen, viel sollen sie lernen, wenig können sie erproben, denn dank irrwitziger Stellenschlüssel werden sie meist als volle Fachkraft von Anfang an eingesetzt, statt nebenher zu laufen und zu lernen, zu erproben und zu studieren. So lernt man natürlich nur einen Bruchteil, der ihnen in der Theorie dargelegt wird tatsächlich. Zudem das gelernte in der Schule sich immer noch teilweise stark von der tatsächlichen Realität im Heim oder Krankenhaus unterscheidet. Somit gibt es keine effiziente Ausbildung und attraktiv wird diese damit auch nicht. Nicht umsonst gibt es gerade in der Pflege mittlerweile eine immens hohe Anzahl von Abbrechern. Wer ist da unsere Zukunft, wenn schon früher die Zahl derjenigen die nach 10 bis 15 Jahren im Beruf noch arbeiten, nur noch an die 20 Prozent betrug?!
Nun aber kommen sie nach der Prüfung in ihre erste Anstellung als ausgebildete Fachkraft und müssen sich mit dem bereits bekanntem Stellenschlüssel herumschlagen, was bedeutet, sie können das gelernte gar nicht richtig umsetzen. Die Zeitfenster für jeden einzelnen Betroffenen sind so gering, das eine wirkliche persönliche und adäquate Auseinandersetzung kaum möglich ist und die Pflegekräfte sich verbiegen müssen, um dem Pflegeleitbild auch nur einigermassen gerecht zu werden.
Das Bild was viele Aussenstehende von dem Beruf haben ist allerdings nach wie vor das eines "Gesäss- Abputzers" und "Brei- Fütterers". Das Pflegekräfte aber vielmehr tun und vieles davon gar nicht abgerechnet werden kann, das sie nicht nur Waschen helfen, sondern auch zuhören, Orientierung geben, im Sterben begleiten, Veränderungen als erste und Hautnah erkennen, um dann entsprechend zu reagieren, das alles will man oft nicht sehen und weiss man oft nicht zu schätzen. Wie oft wird geklagt das dies und jenes nicht in Ordnung sei und alles muss immer gleich und sofort erledigt werden. Sicher ist, keiner will den Job machen, aber die die ihn machen, sollen ihn perfekt machen, obwohl sie auch nur Menschen sind, die ihre Pause brauchen, nur zwei Arme und Ohren haben und doch immer mehr müssen sie davon gleich alles in zehnfacher Ausführung haben, denn sonst machen sie ja schlechte Arbeit. Das sie zudem schlecht dafür bezahlt werden ist kein Geheimnis, aber da sie nicht auf die Strasse gehen, passt es der Politik alles so wie es ist und keiner mag und kann sich beschweren.
Kann sich keiner beschweren darüber? Wohl doch, aber hier greift immer noch zu sehr das schlechte Gewissen, das man nicht eben auf die Strasse gehen kann, weil, wer versorgt dann die Betroffenen? Nur wo keine Lobby ist, ist das leider das einzige Druckmittel.
So kommt es, das Pflegende oft überfordert sind, mehr geben, als sie dürfen, da ja vieles davon nicht abgerechnet wird.
Seelisch belastet es die Meisten, das sie sich kaum so um die Betroffenen kümmern können, wie sie es gerne täten. Da ist es kein Wunder, das der Krankenstand in der gesamten Branche im letzten Jahr um 10 Prozent angestiegen ist und damit die Spirale nach unten sich verschärft hat, denn nun beginnt die Überlastung und Demotivierrung erst richtig anzufangen. Leider gehen viele Kollegen trotz immenser Überstunden zur Arbeit und trauen sich kaum Überlastungsanzeigen zu schreiben. Das nützt ganz klar den Haupteigentümer der Häuser. So können sie Geld sparen und Gewinne einfahren, die sonst nicht möglich währen, obwohl man doch meinen sollte, Gewinne haben hier nichts zu suchen, ausser als Investition in das eigene Haus. Dem ist aber leider gar nicht so. Die Gewinne gehen für weiter Häuser auf die eröffnet werden, und für die an der Börse notierten Unternehmen bzw Fondeigner. Alles auf Kosten des Personals und der Betroffenen. Leider haben sie dies selbst mit zu verschulden, denn sie sind nicht auf die Strasse gegangen und haben gesagt, stopp- so nicht. Nun ist es an der derzeitigen Generation "Stop!" zu sagen, wenn sie selber in Zukunft etwas anderes will.
Bei den jährlichen Prüfungen die die Einrichtungen über sich ergehen lassen müssen, geht es vorwiegend immer noch nur um "Sicher- Sauber-Satt". Das wird es auch weiterhin, wenn keiner auf die Strasse geht und die Politik zwingt sich endlich ernsthaft um das Problem zu kümmern.
Doch bedenke man, nur überforderte und nicht unterstützte Pflegekräfte werden zum Problem.
Auch bedenke man das diese Pflegenden Familien haben, die es zu versorgen gilt. Nur wie sollen sie es machen, wenn sie schon Mitte des Monats sich fragen müssen, woher sie das Geld nehmen sollen. Es bleibt ihnen ausser viel, viel Arbeit, daheim häufig nur noch Müdigkeit, Kopfschmerzen und ein kaputter Rücken, verspannte Schultern, welche von den Krankenkassen nicht ernst genommen wird.
Berufskrankheit? Ach was! Sie haben sich nur nicht physiologisch bewegt.
Nur wie soll das gehen, wenn man unter Zeitdruck steht, zu zweit die Station von 33 Betroffenen zu bewerkstelligen hat und gleichzeitig noch Arzttermine, Essen und Trinken managen muss. Und wenn dann auch noch Pflegemittel, Küchengeräte und Hygienemittel so angebracht sind, das man beim besten Willen nicht körperschonend arbeiten kann, ist es schon ein Hohn, zu sagen, dies sei nicht der Rede wert.
Auch vermindert es nicht den Druck, wenn Angehörige täglich kommen, die Firma auf kostensparendes Arbeiten pocht und Ersatzkräfte einfach nicht erlaubt werden, weil sie sparen wollen. Die Flexibilität von Pflegekräften ist oft schon überstrapaziert.
Doch vergessen sollte man auch nicht, das die meisten der Pflegekräfte ihren Beruf sehr gerne machen. Nur die Bedingungen, die sind einfach beschämend.
Hier hat im übrigen bisher keine Partei wirklich ein Rezept herausgebracht, was ernsthaft Besserung verspricht und dies auch glaubhaft vermitteln könnte. Das sollte man bei der anstehenden Wahl im Hinterkopf behalten. Denn ich möchte ungern, das all diese noch zu motivierenden Pflegekräfte uns den Rücken zukehren und in's Ausland gehen, weil sie von billigeren Kräften verdrängt werden und weil sie im Ausland bessere Bedingungen vorfinden.
LICHT & LIEBE
2 Kommentare:
Irgendwann schluckt man beizeiten und im vollen Bewusstsein wohl besser eine Pille, als in diese Pflegemaschinerie zu geraten. Es ist schon so lange bekannt, wieviel Druck die Pfleger und Pflegerinnen ausgesetzt sind und es passiert offenbar nichts. Was kann man tun? Was meinst Du?
Was man tun kann? Sich endlich bewusst werden, das es kaum reicht, nur zu klagen. Das Pflegepersonal muss sich endlich zusammen tun und Freunde, Familie und Co an die Hand nehmen und sagen, jetzt müssen wir uns mal sichtbar machen und auf die Strasse gehen. So wird man dann zu einer ernst zu nehmenden Lobby.
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