Berlin ist immer ein kleiner
Spaziergang wert. Egal wann und egal wo, man findet immer wieder etwas neues,
sogar auf altbekannten Wegen. Manchmal muss man dafür aber seinen Blick nach
rechts, links oder gar nach unten richten.
So kann einem ein kleines
Blümchen im Steinpflaster anlächeln oder du stellt fest, wie schön doch der
Frühling alles in frische Farben, Formen und Düfte taucht.
Ostern, endlich vorbei und
alle sind wieder aus dem Frei zurück. Alle, nein nicht alle, denn schon naht
der erste Mai und so befinden sich etliche noch im Urlaub.
Wie Arbeitnehmerfreundlich
das Jahr doch wieder beginnt.
Erfreulich ist auch, das am
1. Mai keine Demo von den Nazis in Berlin statt finden wird und das alles, weil
sich mehr als nur ein paar Menschen eingefunden haben, die Osternaziaufmärsche
zu behindern. Hier zeigt sich, dass es doch tatsächlich wieder ein erhöhtes
Bewusstsein für bestimmte Probleme unserer Zeit gibt. Leider gingen viele auch
zu den Ostermärschen, die von Populisten, Faschisten und anderen Extremisten
organisiert und missbraucht werden. Gerade aktuell, lassen sich wieder viele
Bürger zum Zugpferd Einiger machen. Leider etwas was traurig stimmt, doch nicht
wirklich verwundert, wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen. Dort
zeigt sich wie oft die Masse sich hat für dumm verkaufen lassen, doch die
Abstände werden kleiner, dass sie ihren letzten Fehler erkennen.
Das sehen wir nicht nur
hierzulande, sondern auch im Ausland bestens.
Immer schneller dreht sich das
Rad der Revolutionen, immer schneller ernüchtert sich die Letzte, immer
schneller erkennen die Menschen wie weit sie wirklich gekommen sind und immer
schneller erkennen sie, wer wirklich ihr Anführer war und immer mehr erkennen
sie, das sie auf die Politik und Interessenverbände sich eben kaum verlassen
können, besser noch ihren eigenen Kopf einsetzten und überlegen sollten, was
sie tatsächlich selbst bewerkstelligen können und wie. Immer öfter taucht die
Frage auf, was denn wirklich eine Alternative ist.
Nun steht gerade da ganz
offensichtlich der Eine oder Andere scheinbar unabhängig für uns auf der
Straße. Viele Parteien im rechten Spektrum, als auch im extrem Linken versuchen
uns vorzugaukeln, sie wüssten es am Besten. Sie nutzen die Mittel, die lange
schon gebraucht wurden und scheinbar immer funktioniert haben, um Bauernfänger
zu sein. Überspitzte Angaben und Behauptungen, sowie unsaubere Vergleiche
werden herangezogen und der dumme Bürger springt darauf an.
Warum nur? Wohl auch, weil
all zu lange, wie so oft, die Wahrheit, das Graue, die Unbequemen DInge nicht
zugegeben wurde. Die Liberalen haben wieder einmal viel zu lange die Dinge
beschönigt, die sie kritisch hätten sehen müssen. Die Medien haben da fleißig
mitgemacht. Was Wunder, wenn wir mit Putin und der Ukraine gar nicht mehr
wissen, was man glauben kann und sollte. Wer denn eigentlich welches Spiel
treibt und doch ist es so offensichtlich, das man meinen sollte, die
Herrschaften sollten sich mäßigen, aber oh weh, daran denken sie nun überhaupt
nicht. Statt dessen wird mit altbekannten, altbackenen Rezepten die Lösung
gesucht, gedroht und weiter gemeuchelt. Ein einzig Trauerspiel, was aus vielen
Fäden besteht.
Dieser Tatsache möchten aber
sehr viele gar nicht entgegensehen, denn es bedeutet sich vom schwarz-weiss
Denken zu verabschieden, zu erkennen, das hier Ablenkung von Innenpolitik (z.B.
Putin und Obama), Vertuschung von Schuldfragen (Europa und Russland z.B.), aber
auch größere Komplexbeziehungen (das Instrument der Homophobie- Russland gibt
Afrika Material, das vermeintlich von den USA stammt, womit die Aversion gegen
Obama vertuscht wird... sprich, der „Westen“ gegen den „Osten“ und Europa ist
der Spielball... etc.) zu erkennen sind.
Ja, so ein Spaziergang kann
einen über derlei Dinge sinnieren lassen, gerade auch, wenn man an Denkmäler
aus eigenen alten Zeiten kommt, wie dem Wachturm am ehemaligen Mauerstreifen.
Ist es schon 25 Jahre her,
das einige für viele den Bruch der Mauer erreichten, um nicht nur die
Reisefreiheit zu erlangen, sondern auch die Freiheit zu leben, lieben und
handeln.
Doch was ist daraus geworden?
Anfangs noch scheinbar zielstrebig ist der allgemeine Bürger bequem geworden
und lässt sich freiwillig einsperren, bestimmen und wieder einmal mehr als
Schaf einpacken. Bereits jetzt ist mehr als genügend Geschichtsverklittung
umgesetzt worden, als ich es mir hätte vorstellen können; damals, als die Mauer
unter unserer Last nachgab.
Jetzt laufe ich an der
ehemaligen Grenze entlang, kann am Plötzensee schwimmen gehen, ohne weit hinaus
fahren zu müssen. Kann sehen, wie die Bäume sich recken und strecken und ihr
Farbenspiel beginnen. Kann sehen, was es noch an Pflanzen gibt und frage mich,
wiso ich diesen rosa Baum nicht kenne und wie es kommt, dass das grüne Unkraut
am Flussufer der Spree mir so bekannt vorkommt und beim zerreiben der Blätter
der Petersilie mir erscheint.

Doch ich sehe auch was uns
alles bereits verloren gegangen ist. Alleine wenn ich mir schon die Architektur
der noch erhaltenen Teile alter Betriebshäuser anschaue. Was hatte es doch einst einmal eine wichtige
Bedeutung, seine Arbeitshallen schön zu gestalten. Arbeit wurde etwas als
wertvolles und sinnvolles angesehen. Es galt als Gewinn, obschon das Übel
bereits mit der Geburt der Massenproduktion begann und bisher nicht mehr
auszurotten war.
Doch - wir alle wissen soviel
darüber, aber viel zu viele kaufen weiter bei Kik und Co ein, kümmern sich
nicht um die Kinderarbeit, um Kranke und überarbeitete Hilfskräfte, um die Toten,
weil unsere Firmen es ablehnen, einen Euro mehr pro Kleidungsstück zu bezahlen.
Statt dessen höre ich, wie stolz erzählt wird, das man für 2 Euro ein T-Shirt
kaufte und wenn es nicht zu waschen geht, oder nicht passt, wird es eben weg
geworfen. Abwertung von kaum bewerteter Arbeit und Müllberge ohne Ende.
Wie krass ist doch dann der
Gegensatz, wenn man sich alte Gebäude anschaut, wie Museen, die restauriert
wurden. Wie sehr hier Nachhaltigkeit gefördert wird und lange vor unserer Zeit
ohne Bewusstheit erstrebt war.
Wie schön das man dann Inseln
in der Stadt nutzt, um zu Tanzen nach alter Art. Gemeinsam. Draußen. Zusammen.
Egal, wer mit wem. Muse genießen. Sich Zeit nehmen füreinander. Handy und Co
wegzulassen und dabei zu erkennen, dass es mehr gibt als billig will ich.
Aber auch ist zu sehen bei
meinem Spaziergang, wie sehr sich die Stadt verändert hat. Der Tränenpalast,
eingepfercht zwischen Bahnhof und riesigem Bürogebäude, kommt kaum zu seinem
Recht. Noch steht er da und beinhaltet
die Ausstellung, welche zeigt, wie es war, als man dort über die Grenze von Ost
nach West und umgekehrt ging. Ein kleiner, stummer Zeitzeuge ist es geworden.
Hat kaum eine Chance, neben dem DDR Museum, samt Restaurant.
Ja, es gibt ein Restaurant
mit mehr oder minder original DDR Küche.
Ist das nicht wieder so ein
verlogenes Ding?
Wohl wahr, aber ist es
schlimmer als einen Papst heilig zu sprechen, der das 2. Vatikanische Konzile
rückgängig gemacht hat, der die Opfer von sexuellem Missbrauch ignorierte und
ihnen faktisch die Schuld zuschob? Der Prunk gelebt hat, aber Enthaltsamkeit
und Bescheidenheit predigte?
Mag er ein paar Gute Dinge getan
haben, aber heilig- was für eine Farce!
Zum Schluss komme ich am Bunker in der Friedrichstrasse vorbei, der jetzt ein Wohnhaus ist. Was für eine Verwandlung von altem, nicht schönem, in etwas Wunderbarem.
Schliesslich gelange ich an
einem echtem Jugendstilkaufhaus vorbei, das seit der Wende lehr steht. Auch das
gibt es in Berlin. Manch ein Gebäude steht an falscher Stelle, aber vielleicht
ist es am Ende auch ein Glück, denn es ist im Gegensatz zu vielem anderen noch
größtenteils ursprünglich- zumindest soweit es dies durch die DDR geschafft
hat.
Das erinnert mich dann wieder
daran, dass es Dinge gibt, für die man einstehen sollte und auf die Straße
gehen sollte. Dinge, bei denen es wichtig ist, den Mund aufzumachen und den
Finger darauf zu weisen, dabei beachtend, dass einem mehr Finger zuwenden. Denn
es ist doch so. Wir sind alle schnell dabei zu werten, ohne groß nachzudenken,
aber selbstkritisch am eigenen Kragen mögen wir uns selten ziehen.
Eine solche Gelegenheit
bietet sich wieder Mal am 17. Mai.
Stop Homophobia heißt es dann
und mit „Enough is Enough“ geht es auf die Straßen von Berlin, um sichtbar zu
machen, das bestimmte Dinge weder Lifestyle sind, noch eine freie Entscheidung.
Und nein Herr Putin, Europa stirbt nicht aus wegen ein paar Schwulen und
Lesben. By the way wir sind sogar nützlich für den Fortbestand. Nicht nur sind
wir Zeugungsfähig, sondern können auch unseren Familie und vor allem den
Kindern eine Stütze sein und ganz im Gegensatz zu ihrem Irrglauben interessiert
uns der Sex nur mit Erwachsenen und auch nicht mehr und häufiger als ihnen
selbst.
Aber bekanntermaßen ist der
Mensch ein gutes Tier, vor allem ein gutgläubiges und sich selbst am besten
belügendes.
Es besteht also noch
Hoffnung.
Ganz wie beim Fernsehturm,
den es fast nie gegeben hätte, da man das Kreuz, was sich durch die Sonne auf
der Kuppel bildet, beim Politbüro fürchtete. Die Architekten konnten aber die
Zweifel und Ängste beseitigen und heute kann jeder genau dieses Kreuz sehen,
wenn die Sonne scheint und doch leben wir alle noch.
So wehret den Anfängen, denn
Angst essen Seelen auf.
wilder Petersilie? |
da fliesst die Panke |
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wo "Mitte" beginnt ;-) |
ganz hinten der "Hamburger Bahnhof" und rechts wird alles was noch ist abgerissen und neu bebaut |
auf dem Charité Gelände und die S-Bahn.... und im Hintergrund der Hauptbahnhof |
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Kultur muss sein :-) später sah ich noch das an der Friedrichstrasse gerade "Wie es euch gefällt" spielt |
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gegenwärtig die Ukraine und das Gedenken der aktuellen Opfer |
inmitten Allem - der Tränenpalast - er durfte seinen Baum behalten |
Licht & Liebe